Kernaussage: Die Gliederung eines Textes muss folgerichtig (hierarchisch und logisch geordnet) alle wichtigen Textteile enthalten und optisch einen guten Eindruck machen.
Damit ein längerer Text gut zu verstehen ist, wird er in Teiltexte aufgeteilt. Die Teiltexte werden in Kapitel und Unterkapitel zusammengefasst und dem Leser in einer sinnvollen Reihenfolge präsentiert. Wenn der Leser den roten Faden erkennt, wird er die Aussagen des Textes leicht verstehen. (siehe auf Learn-Study-Work "Wie einen guten Text schreiben?")
Eine Textgliederung ist die "Strukturierung eines Textes in Teiltexte … wie weit eine mehrfache Untergliederung auf mehreren hierarchisch geordnete Ebenen vorgenommen wird, bei Großtexten in Kapitel, Paragraphen, Abschnitte, Absätze" hängt ab vom inhaltlichen Aufbau und dem Umfang des Textes. ... "Für Harweg sind Texte sowohl als 'hierarchisch strukturierte Gebilde' (Harweg 1990: 17), 'von oben nach unten' unter Berücksichtigung des Textthemas gebildet als auch linear konstituiert, 'von links nach rechts'." (https://web.archive.org/web/20081222153848/http://www-user.uni-bremen.de:80/~schoenke/tlgl/tlgl.html siehe unter Textgliederung bzw. Textstruktur, 11.05.18)
Eine Gliederung ist die Aufteilung eines Ganzen in mehrere Teile. Die Anordung der Teile wird als Struktur bezeichnet. Sind die Teile passend angeordnet, ist das Ganze (die Hauptaussage) gut zu erkennen. "Das Ganze" ist mehr als die Summe seiner Teile (siehe auf Learn-Study-Work "Wie Situationen = Systeme analysieren?").
Jeder Text hat mindestens eine Aussage. Ein längerer Text (lateinisch textum: Gewebe, Zusammenfügung) ist ein System von Aussagen. Ein System kann analysiert werden: Es wird in seine Teile zerlegt, diese werden untersucht und anschließend wird eine Schlussfolgerung gezogen.
"Strukturanalysen literarischer Texte … zielen auf eine exakte Erfassung der Textbedeutung und ihres Zustandekommens. Hierzu zerlegen sie den Text in seine verschiedenen Ebenen und Elemente und suchen eine hierarchische Ordnung aufzudecken … " (Schutte, J. (1993). Einführung in die Literaturinterpretation, Stuttgart, Weimar: J. B. Metzler, S. 94
"Textverstehen ist ein … zielorientierter Prozess. … Mikrostrategien richten sich auf das Verstehen der aufeinanderfolgenden Textaussagen … Makrostrategien hingegen richten sich auf das Herausarbeiten der Hauptideen eines Textes." (Schnotz, W. (2006). Textverständnis, in Rost, D. H. (Hrsg.), Handwörterbuch Pädagogische Psychologie, Weinheim: Beltz Verlag, S. 774)
Wer einen längeren Text schreiben will, hat vor dem Schreiben oft nur eine grobe Vorstellung von seinem Inhalt, weshalb es zu diesem Zeitpunkt schwierig ist eine Gliederung zu erstellen. Zuerst müssen die inhaltlichen Aussagen des Textes zusammengestellt ("gesammelt") werden.
„In der Erörterung beantworten wir eine Sachfrage, die wir von verschiedenen Seiten her betrachten und gedanklich durchdringen. …
1. Stoffsammlung: … sammle Gedanken, wie sie dir einfallen, und schreibe sie untereinander auf. …
2. Stoffordnung und Gliederung: Die Vielzahl der Gesichtspunkte gilt es zu ordnen, zu straffen und zusammenzufassen, … Gliedere so, dass sich das eine gut zum anderen fügt, wobei du entweder vom Allgemeinen zum Besonderen bzw. vom Einzelnen zum Allgemeinen vordringst.“ (http://web.archive.org/web/20171025160129/http://www.digitale-schule-bayern.de:80/dsdaten/587/724.pdf, 20.09.24)
Im Folgenden wird beschrieben, wie man vom Besonderen zum Allgemeinen (von den aussagen zu den Kapiteln) vorgeht, um einen Text zu gliedern. (Wie vom Allgemeinen zum Besonderen vorgegangen wird: siehe auf Learn-Study-Work "Wie einen guten Text schreiben?")
1. Die Stoffsammlung
Das Ziel der Stoffsammlung ist es, alle Fragen, Aussagen, Aspekte und Punkte aufzulisten, die wichtig sind für die Erklärung der Hauptaussage bzw. für die Beantwortung der Hauptfrage des Textes. Zu jedem Punkt führe ich eine kurze Suche im Internet durch, um zu prüfen, ob meine Ideen passend und vollständig sind.
2. Die Stoffordnung (Gliederung)
"Nach Kallmeyer/Meyer-Hermann richtet sich die Aufmerksamkeit bei der Textgliederung auf die "Markierung von Grenzen …" "Teiltexte sind thematisch-inhaltlich relativ abgeschlossene Segmente …" (https://web.archive.org/web/20081222153848/http://www-user.uni-bremen.de:80/~schoenke/tlgl/tlgl.html, siehe unter Textgliederung bzw. Teiltext, 12.08.13)
Beim Gliedern eines Textes geht es also darum, mögliche Kapitel und Unterkapitel gegeneinander abzugrenzen. Ich muss mir die Stoffsammlung ansehen und diejenigen Punkte finden, die ich zusammenfassen kann. Die zusammengefassten Punkte ordne ich sowohl hierarchisch als auch linear (logisch) und erhalte so Kapitel und Unterkapitel.
Texte mit einer klaren Struktur sind leichter zu verstehen und auch besser zu erinnern.
Ein Sachtext darf keine überflüssigen Aussagen enthalten, aber auch keine "Leerstellen". Leerstellen sind Aussagen, die zum Verständnis des Textes wichtig sind, in dem Text aber nicht vorkommen. Bei literarischen Texten ist dies anders:
„Literarische Texte versteht man meist nicht auf Anhieb. Sie haben eine komplexe Struktur und fordern die analytische Leistung der Leser/innen in besonderer Weise heraus. Die Leser/innen müssen Aussagen in mehreren – zunächst verborgenen – Schichten des Textes entdecken und sie zueinander in Beziehung setzen. Literarische Texte sind zudem oft mit sogenannten Leerstellen versehen: Einiges wird nicht ausgesprochen, sodass die Leser/innen die Bedeutung des Textes erst aktiv herstellen müssen.“ (Biermann, H. Böcker, L.,Brenner, G., Erlach, D. Fingerhut, K., Fingerhut, M., Grunow, C. (08.1999). Texte, Themen und Strukturen – Allgemeine Ausgabe. Deutschbuch für die Oberstufe / Schülerbuch, Berlin: Cornelsen, S. 460.)
„Zwischen den Textabschnitten und dem Gesamttext besteht inhaltlich ein hierarchisches Verhältnis, thematisch sind die Teiltexte dem Gesamttext untergeordnet; in den Teiltexten werden Subthemen des Gesamttextes entfaltet, die zur Entwicklung des Hauptthemas beitragen.“ (https://web.archive.org/web/20081222153848/http://www-user.uni-bremen.de:80/~schoenke/tlgl/tlgl.html, siehe unter Textgliederung, 10.02.14)
Hierarchisch bedeutet also, dass es übergeordnete und untergeordnete Gliederungspunkte gibt. Die übergeordneten Punkte existieren nur als Überschriften. Erst auf der untersten Gliederungsebene wird der Text formuliert.
Weiß man, welche Aussagen ein Text machen soll, ist es möglich, die zusammen passenden Aussagen unter Überschriften zu ordnen. Sind die Aussagen noch nicht bekannt, dann ist es sinnvoll beim Entwurf einer Gliederung einen Umweg über Fragen zu gehen. Es geht dann nicht darum, welche Aussagen ein Text machen soll, sondern welche Fragen er beantworten soll. Die Antworten auf die Fragen, also die Aussagen, können später gefunden werden.
Bei einer übergeordneten Frage wird überlegt, welche Teilfragen sich aus ihr ergeben bzw. welche Teilfragen beantwortet werden müssen, um für die übergeordnete Frage eine zufriedenstellende Antwort zu erhalten (siehe Bild oben).
In einem zweiten Schritt müssen dann die Fragen in Überschriften umgewandelt werden, da es nicht üblich ist, wissenschaftliche Arbeiten nach Fragen zu gliedern. (Auf Learn-Study-Work habe ich die Frageform beibehalten, weil ich so besser überprüfen kann, ob ich die Fragen vollständig beantwortet habe.)
Eine logische Struktur ist eine folgerichtige Struktur, an deren Ende ein Ziel steht ("wer A sagt, muss auch B sagen"). Die Aussagen eines Textes auf den Gliederungsebenen müssen linear (horizontal) so folgerichtig angeordnet sein, dass die Leser die Zielaussage des Textes leicht verstehen. Die logischen Kette muss vollständig sein, überflüssige Kettenglieder dürfen nicht vorkommen.
Stilistisch (optisch) muss die Gliederung einen guten Eindruck machen. Dies bezieht sich auf die Untergliederung im Text (in Kapitel, Unterkapitel, Absätze) und auch auf das Inhaltsverzeichnis:
"Bei einer Gliederung müssen mehrere Gliederungsebenen unterschieden werden: Die oberste Ebene ist in der Regel die Ebene der Kapitel. Jedes Kapitel kann sodann in Unterkapitel (Abschnitte) untergliedert werden. Diese bilden die zweite Gliederungsebene. Die Unterkapitel können ihrerseits wiederum in Unter-Unterkapitel (Unterabschnitte) unterteilt werden, welche dann die dritte Gliederungsebene darstellen.
Eine Überschrift muss knapp und prägnant sein und den Inhalt des zugehörigen Gliederungspunktes eindeutig zusammenfassen. Alle Überschriften einer Facharbeit sollten stilistisch gleich abgefasst werden. Als besonders geeignet für die Formulierung von Überschriften kann der Nominalstil gelten (= ein Stil, der Substantive bevorzugt; Beispiele: Ergebnisse der Temperaturmessungen oder Probleme Namibias in den 90er Jahren. Im Nominalstil verfasste Überschriften enthalten keine Satzzeichen." http://web.archive.org/web/20230308115212/http://bertbrechtgymnasium.de/intern/Horsthemke/regeln.htm, 20.09.24.)
Die Gliederung darf nicht kompliziert oder unübersichtlich sein. Der Hauptteil (entsprechend dem Gliederungsprinzip: Einleitung – Hauptteil – Schluss) sollte im Regelfall nicht mehr als 3 Gliederungsebenen haben, sonst verliert der Leser die Übersicht bei welchem Gliederungspunkt er sich gerade befindet.
Diese Frage beantwortet auf Learn-Study-Work der Text "Die Gliederung einer Bachelor- oder Masterarbeit".
Lesen Sie auf Learn-Study-Work auch "Die Einleitung eines Textes", "Die Einleitung einer Bachelor- oder Masterarbeit", "Wie lernen", "Wie studieren", "Was ist Respekt", "Wie auf respektoses Verhalten reagieren?"
in English: "What is Respect?", "How to respond to disrespect?", "How to write a text", "How to define words", "What is Science?", "What is Health?", "How to solve problems", "What are scientific methods?"
en français: "Qu'est-ce que le respect ?", "Comment réagir à un comportement irrespectueux ?", "Comment écrire un texte ?"
en español: "¿Qué es el respeto?", "¿Como responder a la falta de respeto?"
in italiano: "Cos'è il rispetto?"
हिंदी भाषा में: ""आदर क्या है ?", "अनादर का जवाब कैसे दें ?"
बंगाली बंगाली में: "সম্মান কি ?"