Die Literatur suchen - recherchieren

Kernaussage: Informationen und Literatur werden mit der richtigen Kombination von Suchwörtern am richtigen Ort gesucht. (Der Text ist leider veraltet. Die Grundlagen stimmen noch, aber die Links nicht mehr.)

 

Wer mit der richtigen Kombination von Suchwörtern am richtigen Ort sucht, hat die richtige Suchstrategie und kann effizient bzw. effektiv Informationen und Literatur finden. Eine effiziente Literatursuche findet die wichtige Literatur mit dem kleinstmöglichen Aufwand. Eine effektive Literatursuche findet die gesamte wichtige Literatur (vollständig), egal wie lange es dauert.

 

Der Verfasser einer Abschlussarbeit muss selbst festlegen, wie viel Zeit er für die Literatursuche einplant und dann versuchen, ein möglichst optimales Literaturverzeichnis zu erhalten. Bei einer Bachelorarbeit wird es meistens wichtiger sein, die Literatur effizient zu suchen. Die Literatursuche für eine Doktorarbeit soll möglichst vollständig, also effektiv sein.

 

Eine Suchstrategie ist die: „Zielgerichtete, systematische Planung von Suchschritten bei einer Informationsrecherche.“ (www.ub.hu-berlin.de/bibliotheksglossar/suchstrategie, 26.08.10)

 

Bevor ich eine Suche durchführe, muss ich entscheiden, in welcher Sprache, über welche Erscheinungszeit und in welchem geographischen Gebiet ich suchen will.  Die wichtigsten Entscheidungen sind jedoch die beiden folgenden:

Was ist die richtige Kombination von Stich- bzw. Schlagwörtern für meine Suche?

Was ist der richtige Ort für meine Suche?


 1. Was ist die richtige Kombination von Stich- bzw. Schlagwörtern für meine Suche?

Jeder Autor möchte, dass von ihm veröffentliche Dokumente leicht auffindbar sind. Jeder Leser möchte, dass er Dokumente, die ihn interessieren, leicht finden kann. Deshalb werden der Inhalt und die Eigenschaften eines Dokumentes von Bibliotheken oder anderen Dokumentationseinrichtungen beschrieben. Dieser Vorgang wird als Erschließung eines Dokumentes bezeichnet.

Bei der Erschließung unterscheidet man zwischen der formalen Erschließung (Angabe von Titel, Untertitel, Autoren, Herausgeber, Erscheinungsort, Verlag, Erscheinungsjahr, ISBN u. a.) und der inhaltlichen Erschließung. Bei der inhaltlichen Erschließung (oder Sacherschließung) gibt es die klassifizierende und die verbalen Verfahren.

Die klassifizierenden Verfahren ordnen ein Dokument in ein Klassifikationssystem, d. h. in hierarchisch geordnete Haupt- und Untergruppen, ein. In den Bibliotheken sind die Bücher nach diesem Verfahren in die Regale eingeordnet. Wer nicht genau weiß was er sucht, kann zu einer Untergruppe gehen und dort im Regal „stöbern“, um zu sehen welche Bücher vorhanden sind.

Verbale Verfahren verwenden natürlich-sprachliche Bezeichnungen zur Kennzeichnung eines Dokumentes, meist Schlagwörter, manchmal auch Textzusammenfassungen oder Inhaltauszüge. Dies ermöglicht eine gezielte thematische Suche nach Dokumenten.


 1.1 Die Suche mit Stichwörtern (keywords)

Ein Stichwort ist ein Wort (oder eine Zeichenkombination z. B. eine Formel), das in dem Text eines Dokuments (dem Titel, der Zusammenfassung oder dem Volltext) oder in seiner bibliographischen Beschreibung (z. b. den formalen Angaben wie Titel, Autoren, Verlag, …) vorkommt. Das Problem bei der Suche mit Stichworten ist, dass als Treffer nur Dokumente erhalten werden, in denen das Wort genauso vorkommt, wie es eingegeben wurde. Wenn ein Wort mehrere Begriffe bezeichnet (ein Homonym wie z. B. das Wort Hahn), dann erhalte ich Treffer zu allen Bedeutungen, also zu viele Treffer.

Das Dokument wird auch dann zu einem Treffer, wenn das Wort im Text nur am Rande erwähnt wird und gar nicht kennzeichnend ist für das Thema des Dokumentes. Deshalb erhalte ich bei einer Stichwortsuche meist viele nicht relevante Treffer. In einem solchen Fall sollte ich nur nach Titelstichwörtern (der Titel sollte kennzeichnend sein für ein Dokument) oder mit einer Kombination von Stichwörtern suchen.
Zu wenig Treffer erhalte ich durch die Tatsache, dass es für viele Begriffe mehrere bezeichnende Wörter gibt (Synonyme), z. B. erhält man bei einer Suche mit dem Stichwort „Literatursuche“ keine Dokumente, die die Bezeichnung „Literaturrecherche“ verwenden. Weitere Gründe für zu wenige Treffer sind die Schreibweisenvielfalt, die Wortformenvielfalt (z. B. die Singular- oder Pluralform) oder die Ausdrucksvielfalt (z. B. durch „blumige“ Sprache).

Wie finde ich für meine Suche die richtigen Stichworte, ihre Synonyme, Oberbegriffe, Unterbegriffe und verwandte Begriffe?
All das finde ich in einem Thesaurus. Ein Thesaurus ist ein eine geordnete Sammlung aller Begriffe eines Fachgebietes (ein „Wortschatz“), wobei auch die Beziehungen der Begriffe zueinander angezeigt werden. Im Internet lassen sich für viele Fachgebiete frei zugängliche Thesauri finden. Auch einige Online-Datenbanken (s. u.) bieten einen Thesaurus an.


 1.2 Die Suche mit Schlagwörtern (descriptors)

Schlagwörter werden von Bibliothekaren für ein Dokument vergeben, um den wesentlichen Inhalt des Dokuments zu beschreiben. Die vergebenen Schlagwörter können in dem Dokument vorkommen, sie müssen es aber nicht. Damit für gleiche Sachverhalte immer die gleichen Begriffe als Schlagwörter benutzt werden, gibt es die Schlagwortnormdatei. Nur die Wörter, die in dieser Datei vorkommen, dürfen als Schlagworte benutzt werden.

Die Vergabe von Schlagwörtern soll die Probleme der Suche mit Stichwörtern beheben. Ein Schlagwort wird ja nur vergeben, wenn der zugehörige Sachverhalt in dem Dokument tatsächlich behandelt und nicht nur am Rande berührt wird. Ein weiterer Vorteil der Suche mit Schlagwörtern ist, dass nicht nur das eingegebene Schlagwort gesucht wird, sondern auch zugeordnete Synonyme und hierarchisch untergeordnete Schlagwörter. Es spielt also keine Rolle, ob man „Literatursuche“ oder „Literaturrecherche“ eingibt, in beiden Fällen erhält man das gleiche Ergebnis (bei einem OPAC stimmt dies leider nicht, s. u.).

Woher weiß ich, ob ein Suchbegriff ein Schlagwort ist oder nicht?

Dazu gehe ich im Internet auf die Seite „Schlagwortrecherche OSWD“ (http://www.bsz-bw.de/cgi-bin/oswd-suche.pl). Dort gebe ich den Suchbegriff ein und starte die Suche. Als Ergebnis sehe ich, ob er ein Schlagwort ist oder nicht (siehe auch das Rezept unter 2.2).


1.3 Die Suche mit der richtigen Kombination von Suchbegriffen

Bei der Suche mit nur einem Suchbegriff erhalte ich meistens zu viele Treffer. Deshalb ist es ratsam mit einer Kombination von Suchwörtern zu suchen. Kombination bedeutet, dass mehrere Suchbegriffe mit „und“ verknüpft werden.

Über die Verwendung der Boole’schen Operatoren (UND/AND, ODER/OR, NICHT/NOT), der Trunkierung (Wildcard), der Phrasensuche und der Klammerung sollte sich in der Suchhilfe einer Suchmaschine oder in den Anleitungen von Bibliotheken informiert werden. Beispiele für Anleitungen zur Literatursuche sind zu finden im Internet:

http://lotse.uni-muenster.de/

http://info.ub.hu-berlin.de/onlinekurs/ik_modul_b/00_00_modul_b_01.html

http://www.ub.ruhr-uni-bochum.de/ot-info/ot_start.htm

http://blog.hslu.ch/bibliothek/files/2009/05/skript-literaturrecherche.pdf

 

Wie finde ich die richtige Kombination von Suchbegriffen?

Die Begriffe, die zur Formulierung der Forschungsfrage, des Ziels oder der Kernaussagen verwendet werden, geben nicht nur Hinweise auf die logische Gliederung der Arbeit bzw. des Textes, sondern sie liefern  auch die Suchbegriffe für die Literatursuche. Das ist nicht nur eine persönliche Meinung, auch andere halten solch eine Vorgehensweise für sinnvoll:

Ein entsprechender Ratschlag findet sich im Onlinekurs der Bibliothek der Humboldt Universität Berlin:
„… formulieren Sie Ihr Thema in einigen aussagekräftigen Sätzen oder Fragen, in denen die unterschiedlichen Aspekte der Themenstellung berücksichtigt werden. Filtern Sie aus diesen Sätzen und Fragen die wichtigsten Begriffe heraus und notieren Sie diese.“ (http://info.ub.hu-berlin.de/onlinekurs/ik_modul_b/03_02_suchbegriffe_finden_01.html, Abfrage am 25.06.10)

 

Ähnlich geht auch das „PICO-Prinzip“ aus dem angloamerikanischen Sprachraum vor, bei dem aus einer strukturierten, vierteiligen Frage (Kernfrage) medizinische Suchworte abgeleitet werden. Dieses Prinzip wird vorgestellt in dem Artikel: Kranke, P.: Effiziente Literatursuche, in: Der Anaesthesist, 53: 3 (2004), S. 286 – 290. (siehe http://www.springerlink.com/content/1bp497m8em4xd228/, Abfrage am 25.06.2010).

 

Wie spezifisch soll die Kombination von Suchwörtern sein? Wie viele Suchwörter sollen kombiniert werden?

Das hängt ab von den Anforderungen, die an die Suche gestellt werden. Optimal wäre ein Suchergebnis, bei dem alle wichtigen (relevanten) Dokumente und keine unwichtigen Dokumente anzeigt werden. Gibt es zu dem Thema einer Suche sehr viele  Dokumente, dann wird solch ein optimales Suchergebnis nicht möglich sein. Dann muss ich mich entscheiden: Sollen alle wichtigen Dokumente angezeigt werden, dann wird das Ergebnis auch viele nicht relevante Dokumente anzeigen oder will ich möglichst wenige unwichtige Dokumente angezeigt bekommen, dann werden sicherlich einige relevante Dokumente fehlen. Entscheide ich mich für den ersten Fall, dann darf die Kombination der Suchwörter nicht zu spezifisch sein, d. h. ich darf nicht so viele Suchwörter kombinieren. Im zweiten Fall muss ich spezifisch suchen und viele Suchwörter kombinieren.


2. Was ist der richtige Ort für meine Literatursuche?

2.1 Die Suche im Internet

Die Suchmaschinen im Internet suchen mit Stichworten nach Dokumenten. Das heißt, es werden nur Treffer angezeigt, die das Stichwort genauso enthalten, wie es in die Suchmaske eingegeben wurde (s. o.). Deshalb müssen oft mehrere Suchen mit sinngleichen Worten bzw. mit gleichen Worten in unterschiedlicher Schreibweise durchgeführt werden (oder es werden Operatoren verwendet, s. o.). Sogar die Reihenfolge der eingegebenen Stichworte spielt eine Rolle. Ich erhalte meist lange Trefferlisten, wovon nur wenige Treffer wirklich brauchbar sind. Eigentlich sind die Treffer nach Relevanz geordnet, aber es kommt häufiger vor, dass ich ein interessantes Dokument erst weit hinten finde.  Deshalb ist es sinnvoll bei der Suchmaschine die Anzahl der angezeigten Treffer pro Seite zu erhöhen (unter „Einstellungen“).

Die Trefferzahl lässt sich besonders effektiv einschränken durch die Verwendung von Wortgruppen (Phrasen) als Sucheingabe, was durch das Setzen von Anführungszeichen geschieht (Phrasensuche). So ergibt eine Suche mit:   effiziente Literatursuche OR Literaturrecherche   ungefähr 69800 Treffer, wo hingegen eine Suche mit:   „effiziente Literatursuche“ OR „effiziente Literaturrecherche“   96 Treffer ergibt.

Eine Suche im Internet ist sinnvoll,
·    um sich einen Überblick über ein Thema zu verschaffen,
·    um ein ganz spezielles Dokument zu suchen (z. B. als kostenlosen full text),
·    um Informationen zu suchen, die erst kürzlich veröffentlicht wurden,
·    um bei einer vollständigen Suche zu einem Thema auch die bisher unentdeckten Dokumente zu finden.

Dabei ist immer auf die Qualität der Internetquelle zu achten (s. u.), denn in einer Bachelor- oder Masterarbeit dürfen nur wissenschaftliche Veröffentlichungen zitiert werden. So darf z. B. aus Wikipedia nicht zitiert werden, da der Autor dort nicht angegeben ist.

Hier eine Übersicht über die wichtigsten wissenschaftlichen Suchmaschinen:

http://scholar.google.de/ , die wissenschaftliche Suchmaschine von Google

http://scirus.com , die wissenschaftliche Suchmaschinen vom Elsevier-Verlag aus Amsterdam

http://www.base-search.net , die wissenschaftliche Suchmaschine aus Bielefeld

http://www.metager.de , die Meta-Suchmaschine der Uni Hannover

http://www.oclc.org/oaister/ , die Suchmaschine der University of Michigan

http://www.scientificcommons.org , sucht nach freizugänglichen wissenschaftlichen Informationen

http://www.forschungsportal.net , die Suchmaschine des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

http://infomine.ucr.edu/ , eine Suchmaschine verschiedener Universitäten in den USA

http://www.llek.de , mit einer Sammlung von wissenschaftlichen Suchmaschinen


2.2 Die Suche nach Büchern in Bibliotheken

Die meisten Bibliotheken stellen ihren Benutzern einen Online-Katalog zur Verfügung, damit sie am Computer nach Büchern suchen können. Solch ein Katalog hat den Namen OPAC (Open Public Access Catalogue).

Sind einige Daten über ein Buch bekannt, dann kann es im OPAC der lokalen Bibliothek gesucht werden. Wenn ich z. B. weiß, wer der Autor des Buches ist, dann kann ich diesen in das Suchfeld des OPAC eingegeben. Danach wird ein Suchschlüssel ausgewählt, hier: Person/Autor. Das Suchergebnis zeigt alle vorhandenen Veröffentlichungen des Autors an. Auch nach den anderen formalen Daten (Titel, Untertitel, Autoren, Herausgeber, Erscheinungsort, Verlag, Erscheinungsjahr, ISBN u. a.) kann gesucht werden.

 

Sollte das Buch nicht im Bestand der lokalen Bibliothek vorhanden sein, dann kann in regionalen bzw. überregionalen Katalogen oder im „Karlsruher Virtueller Katalog“ (http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html) gesucht werden und das Buch über eine Fernleihe bestellt werden.

 

Unbekannte Büchern können mit einer „thematischen Suche“ in einem OPAC gefunden werden. Da jeder Bibliotheksverbund seinen eigenen OPAC hat, wird die Benutzung eines OPACs hier nur grundsätzlich erklärt.

Jeder OPAC hat eine Suchmaske. Dort kann ich einen oder mehrere Suchbegriffe in ein Suchfeld eintragen. Habe ich mehrere Suchbegriffe eingegeben, kann ich mit Hilfe einer Wahlliste einstellen, wie diese Suchbegriffe miteinander verknüpft werden sollen. Bei allen OPACs ist es möglich zwischen „und“ und „oder“ zu wählen (voreingestellt ist immer „und“).

Dann muss ich entscheiden mit welchem Suchschlüssel ich suchen will. Den Suchschlüssel kann ich mit einer Wahlliste einstellen, die sich neben dem Suchfeld befindet. 


2.2 Die Suche nach Aufsätzen bzw. Artikeln in Online-Datenbanken

Nach Definition der UNESCO sind Bücher nichtperiodische Publikationen (Veröffentlichungen) mit einem Umfang von 49 Seiten oder mehr. Wir verstehen unter einem Buch ein gedrucktes und gebundenes Werk über ein begrenztes Thema. Ein Aufsatz ist ein kurzer Text über ein bestimmtes Thema. Wird der Aufsatz in einer Zeitung, Zeitschrift oder einem Buch (Sammelwerk) veröffentlicht, kann er auch als Artikel bezeichnet werden. Sie können mit einem OPAC meist nicht gefunden werden.

Jede lokale Bibliothek einer Hochschule hat ein Themenprofil, das auf die lokalen Studienangebote abgestimmt ist. Für diese sind die wichtigsten Zeitschriften in der Bibliothek vorhanden. Außerdem gibt es Hinweise bzw. Hilfe zu Online-Datenbanken, in denen nach Aufsätzen bzw. Artikeln gesucht werden kann. Viele Bibliotheken bieten das Datenbank-Infosystem (DBIS) an. DBIS zeigt nicht nur alle für die jeweilige Hochschule frei geschalteten kostenpflichtigen Datenbanken, sondern auch zahlreiche im Web frei verfügbare Datenbanken an (teilweise auch Zugänge zu frei geschalteten E-Books).

Wenn ich DBIS nutzen will, muss ich zuerst entscheiden zu welchem Fachgebiet die Literatur gehört, die ich suchen will. Nach dem Klick auf ein Fachgebiet, zeigt DBIS die verfügbaren Datenbanken an. Wer Literatur sucht zu einem Thema, welches im Schnittbereich zweier Fachgebiete liegt, sollte in den Datenbanken beider Fachgebiete suchen. Auch die fachübergreifenden Datenbanken sollten beachtet werden (am Ende jeder Trefferliste können sie durch den Klick auf einen Button angezeigt werden).

In den Online-Datenbanken kann mit einer Stich- oder Schlagwortsuche nach Dokumenten gesucht werden. Ich muss bei jeder Datenbank das Tutorial oder die Hilfe lesen, um mich über die speziellen Möglichkeiten und Regeln der Suche zu informieren.

Wenn ich einen Aufsatz bzw. Artikel gefunden habe, wie komme ich dann zum „Volltext“?
Die Volltexte von Aufsätzen bzw. Artikel lassen sich im Internet, in Zeitschriften (in der elektronischen Zeitschriftenbibliothek oder im Zeitschriften-Präsenzbestand einer Bibliothek), in Sammelbänden, über Anbieterplattformen oder Fernleihe/Dokumentenlieferdienste finden.

a) im Internet:
Bei einer Suchmaschine gebe ich den Namen das Autors und den Titel oder einen Teil des Titels (eventuell mit Anführungszeichen als Phrasensuche) ein und zusätzlich den Begriff „Volltext“ oder „full text“. Oft finde ich einen Link auf den Volltext, aber ich soll für diesen bezahlen. Dann lohnt es sich manchmal in der Trefferliste weiter hinten zu suchen, ob es einen Link gibt, auf dem der Volltext doch kostenlos zu finden ist.
Wird der Aufsatz bzw. Artikel überhaupt nicht angezeigt, kann ich mit einer anderen wissenschaftlichen Suchmaschine suchen (s. o.).

b) in Zeitschriften
Ist mir die Zeitschrift bekannt, in der der Artikel veröffentlicht wurde, kann ich diese in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek EZB suchen, sofern meine Bibliothek den Zugriff auf diese anbietet. Wenn ich Glück habe, finde ich die Zeitschrift dort und sie ist von meiner Bibliothek abonniert und freigeschaltet.
Befindet sich die Zeitschrift im Präsenzbestand meiner Bibliothek, kann ich sie mit Hilfe des OPAC finden.

c) über Anbieterplattformen
Bietet meine Bibliothek den Zugang zu verschiedenen Anbieterplattformen an, kann ich den Volltext meines Artikels dort suchen. (Anbieterplattformen bieten im Internet Informationen, Produkte, Dienstleistungen u. a. an, deshalb wäre die Bezeichnung „Literatur-anbieterplattform“ oder „Volltext-Anbieterplattform“ genauer.)

d) über Fernleihe/Dokumentenlieferdienste
Als letztes bleibt die Möglichkeit den Artikel mit Hilfe einer Fernleihe oder eines Dokumentendienstes, z. B. http://www.subito-doc.de/, zu bestellen.

e) in Sammelbänden
Ist ein Artikel in einem Sammelband erschienen und mir sind der Titel und der Herausgeber des Sammelbandes bekannt, kann ich diesen in dem OPAC meiner Bibliothek oder in einem überregionalen Katalog (z. B. Virtueller Karlsruher Katalog) suchen.

Wenn ich bei der Suche nach dem Volltext eines Aufsatzes bzw. Artikels Probleme habe, sollte ich meine lokale Bibliothek um Hilfe bitten.


 3. Die Evaluation der gefundenen Literatur

Etwas evaluieren heißt etwas bewerten. Eine Bewertung (eine Evaluation) erfolgt durch den Vergleich der ermittelten Ist-Werte mit festgelegten Soll-Werten. Der Soll-Wert mit dem ich die gefundene Literatur bewerte, ist die Wichtigkeit eines Dokumentes für meine Arbeit.

Welche Literatur ist für mich wichtig (relevant)?
Zu aller erst ist für mich die Literatur wichtig, die ich in meiner Arbeit zitieren will. Zitier fähig in einer Bachelor- oder Masterarbeit sind aber nur wissenschaftliche Dokumente. Das sind im Wesentlichen wissenschaftliche Bücher, Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften, Dissertationen, Habilitationen, wissenschaftliche Aufsätze in Sammelbänden, Artikel in Fach-Lexika, Forschungs- und Tagungsberichte. Dies Dokumente haben die folgenden Eigenschaften: sie sind öffentlich zugänglich, der Verfasser wird genannt und der Inhalt des Dokumentes ist nachvollziehbar, d. h. die verwendeten Quellen sind genannt. Dokumente, die diese Eigenschaften nicht haben, dürfen nur in besonderen Fällen zitiert werden, z.B. zur Veranschaulichung.

Des Weiteren kann jede Art von Literatur für mich interessant sein, wissenschaftlich oder unwissenschaftlich, sie muss nur dazu beitragen, dass ich mein Thema oder ein damit zusammen hängendes Problem besser verstehe und zu neuen Ideen komme. Ich kann z. B. auch aus Dokumenten lernen in denen die Unwahrheit steht, wenn ich verstehe, warum und wie von der Wahrheit abgewichen wurde.

Zur Evaluation von Literatur siehe:

http://www.ub.ruhr-uni-bochum.de/digibib/Seminar/Literaturevaluation.html

http://www.ub.ruhr-uni-bochum.de/digibib/Seminar/Evaluation_WWW-Seiten.html

Wenn unklar ist, ob ein Dokument in einer Bachelor- oder Masterarbeit zitiert werden darf oder nicht, lieber den Betreuer befragen, denn einige Betreuer haben sehr strikte Zitierregeln.

Wie evaluiere ich ein Suchergebnis, um die Suchstrategie zu optimieren?
Habe ich als Treffer mehrere relevant erscheinende Dokumente (z. B. Bücher, Zeitschriftenartikel) erhalten, dann versuche ich im Internet weitere Informationen über diese Dokumente zu finden (s.o.). Am besten eine Buchvorschau bzw. den Zeitschriftenartikel im Volltext. Oder, wenn möglich, gehe ich in meine Bibliothek und schaue mir das Buch dort an.

Ich lese die Einleitung, das Inhaltsverzeichnis, das Abstract und wenn möglich eine mich interessierende Textpassage als Leseprobe. Dann entscheide ich, welche Dokumente für mich wirklich relevant sind.
Unter diesen wirklich relevanten Dokumenten suche ich diejenigen raus, die gut verständlich geschrieben sind, denn ich glaube an die folgende These: „Wer klar schreiben kann, hat auch klare Gedanken, arbeitet gut und man kann ihm vertrauen.“ Wolf Schneider fragt: „Wer nicht geradeaus schreiben kann – kann der geradeaus denken? Und wer nicht geradeaus denken kann – wozu ist der imstande?“ (Schneider, W. (1988). Deutsch für Kenner – Die neue Stilkunde, Hamburg: Gruner + Jahr).

Deshalb studiere ich die gut verständlichen Dokumente genau, denn ich möchte weitere „gut verständliche“ Literatur finden. Ich gehe davon aus, dass die Autorin bzw. der Autor andere gut verständliche Quellen zitiert hat und suche im Literaturverzeichnis nach weiterer Literatur, die für meine Fragestellung relevant sind (Schneeballprinzip). Weiterhin gehe ich davon aus, dass die Autorin bzw. der Autor von anderen zitiert werden, die ebenfalls gut verständlich schreiben. In einigen Online-Zeitschriften ist dies unter dem Artikel angegeben, oft wird auch auf verwandte Artikel hingewiesen.

Um zu sehen, wer einen Aufsatz bzw. Artikel zitiert hat, bieten sich Zitationsdatenbanken an. Eine Zitationsdatenbank stellt Angaben darüber bereit, wer eine Publikation zitiert hat (vom Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung an bis heute). Es gibt Zitationsdatenbanken für einige Fachgebiete (z. B. „CiteSeer“ mit Beiträgen aus der Informatik und Informationswissenschaften, „RePEc“ mit Beiträgen aus den Wirtschaftswissenschaften und „SMEALSearch“ mit Beiträgen zu betriebswirtschaftlichen Themen). Fachübergreifend gibt es die kostenpflichtigen Datenbanken „Science Zitation Index“, „Scirus“ und „Scopus“ und frei zugänglich „google scholar“ (http://scholar.google.de/).

Bei der Suche in Literaturverzeichnissen und Zitationsdatenbanken ist jedoch Vorsicht geboten, um nicht mit einer endlosen Suche zu viel Zeit zu verlieren.

Bei den gut verständlichen Dokumenten sehe ich mir die Schlagwörter an, die für sie vergeben wurden, oder ich überlege mir welche Schlagwörter ich vergeben würde. So kann ich gegeben falls noch einmal mit einer verbesserten Kombination von Suchbegriffen suchen.

Erst wenn ich ein gutes Verständnis für meine Fragestellung erhalten habe, beschäftige ich mich mit den restlichen Dokumenten meiner Trefferliste, denjenigen, die schwer verständlich geschrieben sind.