Kernaussage: Eine Bachelor- oder Masterarbeit soll eine anspruchsvolle Fragestellung aus einem Fachgebiet mit wissenschaftlichen Methoden lösen.
"Während der Ausbildung erwerben Studenten ein immenses Wissen und lernen komplexe Ideen und Beziehungen zu verstehen. Doch in einem hohen Grad werden sie dabei durch die vorgegebenen Lehrprogramme geführt, und es besteht kaum die Motivation oder Notwendigkeit, dabei wirklich neue Ideen zu entwickeln." (Ascheron, C. (2007). Die Kunst des wissenschaftlichen Präsentierens und Publizierens. München: Spektrum Akademischer Verlag, S. 2)
Wer seine Bachelor- oder Masterarbeit schreibt, soll unter Zeitdruck neue Ideen entwickeln und ist deshalb unsicher. Unsicherheit wird oft durch übermäßige „Informationssammlung bekämpft … oder durch blinden (weil kaum auf Informationen gestützten) Aktionismus.“ (Dörner, D. (2000). Die Logik des Mißlingens, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, S. 153)
Die Vorbereitung auf eine Bachelor- oder Masterarbeit trägt alle Informationen zusammen, die notwendig sind, um sich einen Überblick über die Arbeit zu verschaffen. Ihr Ziel ist das Schreiben des Entwurfes der Einleitung und der Gliederung und die Aufstellung eines Zeitplanes. Durch eine gute Vorbereitung kann man schneller arbeiten und vermeidet Fehler, sie darf jedoch nicht zu lange dauern.
"Sobald man aber ein wenig Informationen gesammelt hat, gerät man in Gefahr. Man merkt, was man alles noch nicht weiß, bekommt das starke Bedürfnis nach noch mehr Wissen … Das … Gefühl der Unsicherheit und Unbestimmtheit, welches sich so ergibt, ist der Grund für nie vollendete Diplom- und Doktorarbeiten.“ (Dörner, D. (2000). Die Logik des Mißlingens, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, S. 145, siehe auch http://www.geo.de/GEO/heftreihen/geo_wissen/interview-die-logik-des-misslingens-64056.html, 02.05.13)
Nach Abschluss der Vorbereitung kann die Arbeit offiziell angemeldet werden. Ist die Arbeit erst einmal angemeldet, darf es keine großen Schwierigkeiten mehr geben, denn dann könnte die Zeit knapp werden. Große Schwierigkeiten müssen im Rahmen der Vorbereitung ausgeräumt werden.
Allerdings sind Schwierigkeiten bei einer wissenschaftlichen Arbeit etwas normales, sonst wäre sie nicht wissenschaftlich (neue Erkenntnisse gewinnen ist immer schwierig). Ich darf die Schwierigkeiten nur nicht verleugnen. Eine Lösung lässt sich immer finden (im Extremfall wäre auch der Abbruch der Arbeit eine Lösung). Bei großen Schwierigkeiten sollte der Betreuer helfen.
1. Das Thema und den Betreuer auswählen
Das Thema einer Arbeit ist der Hauptgedanke oder der Hauptgegenstand, um den es in der Arbeit geht. Ein Ziel ist ein gewünschtes zukünftiges Resultat, welches genau bestimmt ist in Bezug auf den Inhalt, die Zeit und den Umfang. Ein Thema muss also auf ein präzises Ziel eingegrenzt werden.
Das Ziel einer Bachelor- oder Masterarbeit zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Es gilt die Aussage, dass, „wer eine Abschlussarbeit schreiben will, eine schreiben soll, die er schreiben kann“ (Eco, U. (2005). Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. Heidelberg: C. F. Müller).
Zwei unterschiedliche Vorgehensweisen sind möglich:
a) Ich wähle zuerst eine Fragestellung und suche mir dann einen passenden Betreuer
Ich liste also alle in Frage kommenden Ziele auf und prüfe dann jedes Ziel:
Ich wähle das bestpassende Ziel aus. Dann überlege ich welche Professorinnen oder Professoren meines Studienganges als Betreuer für einen Arbeit mit diesem Ziel in Frage kommen. Stimmt von diesen jemand zu mich zu betreuen, dann spreche ich mit ihr bzw. ihm meine geplante Arbeit genau durch und berücksichtige eventuelle Änderungsvorschläge.
b) Ich suche mir zuerst einen Betreuer und lege mit ihm das Ziel meiner Arbeit fest.
Ich überlege mir, in welcher Reihenfolge die Professorinnen und Professoren meines Studienganges für mich als Betreuer in Frage kommen. Dann frage ich meine Nummer Eins, ob sie bzw. er mir eine Arbeit anbieten kann oder ob ich eine Arbeit vorschlagen darf. Haben wir uns auf eine Arbeit geeinigt, dann sprechen wir diese genau durch, entsprechend der Vorgehensweise unter a).
Obwohl ich in beiden Fällen mit meinem Betreuer die Arbeit genau durchgesprochen habe, schreibe ich hinterher trotzdem den Entwurf einer Einleitung. Stimmt mein Betreuer diesem Entwurf zu, dürften große Missverständnisse zwischen uns im Verlauf der Arbeit ausgeschlossen sein.
2. Die angestrebte Problemlösung setzt bestimmte theoretische Grundlagen voraus
Das Ziel meiner Arbeit, die angestrebte Problemlösung, stützt sich auf bestimmte Daten bzw. Ergebnisse. Um die notwendigen Daten bzw. Ergebnisse zu erhalten und auszuwerten, muss ich bestimmte Methoden anwenden. Um diese Methoden richtig anwenden zu können, muss ich zu Beginn meiner Arbeit die theoretischen Grundlagen zu der Problemlösung studieren. Solbald ich einen Überblick über diese Grundlagen habe, kann ich den Entwurf einer Gliederung anfertigen und einen Zeitplan für meine Arbeit aufstellen.
3. Die Methoden durchführen, die Ergebnisse dokumentieren
Durch die Prüfung der möglichen Ziele bekam ich eine gute Vorstellung von dem Problem, das ich lösen will. Das Studium der theoretischen Grundlagen bestätigte die Auswahl der Methoden und vermittelte mir die nötigen Kenntnisse zu ihrer Durchführung. Trotzdem muss ich die Methoden eventuell noch anpassen und ausprobieren. Dann führe ich sie durch und dokumentiere die Ergebnisse, die ich erhalte.
4. Die Schlussfolgerungen ziehen und diskutieren
Meine Ergebnisse muss ich bewerten. Ich denke darüber nach, was ich gut gemacht habe und was ich hätte besser machen können. Aus meinen verlässlichen Ergebnissen schlussfolgere ich, ob ich das gestellte Problem gelöst, ob ich das Ziel meiner Arbeit erreicht habe. Dann diskutiere ich den möglichen Nutzen meiner neuen Erkenntnisse und denke darüber nach durch welche weiteren Untersuchungen der Nutzen noch gesteigert werden könnte.
5. Die Arbeit schreiben
Da ich alle meine gewonnenen Erkenntnisse (mit ihren Quellen) und die Begründungen für meine Entscheidungen festgehalten habe, kann ich diese zur Rohfassung meiner Arbeit zusammenfügen. Jetzt muss ich alles überarbeiten, schön ausformulieren und meine Ergebnisse visualisieren. Auch die formalen Anforderungen an eine Bachelor- bzw. Masterarbeit erfülle ich (Deckblatt, …). „Schon“ ist meine Arbeit fertig.
Für das Schreiben meiner Arbeit nehme ich ähnliche Bachelor- oder Masterarbeiten als Vorlage. Ich kopiere sie nicht, sondern nutze nur ihre Ideen, was man schlecht nachweisen kann.
Im Theorieteil meiner Arbeit zitiere ich viel. Allerdings verwende ich keine wörtliche Zitate. Beim Zitieren ohne Anführungszeichen kann man schlecht zwischen Zitat und eigenem Text unterscheiden und es sieht so aus, als hätte ich den größten Teil des Textes selber geschrieben. Natürlich nenne ich bei allen Zitaten ihre Quelle.
Meine Untersuchungsmethoden führe ich ohne großen Aufwand so schnell wie möglich durch. Da niemand meine Ergebnisse überprüfen kann, schöne ich sie, damit sie gut zu der Schlussfolgerung passen, die ich ziehen will. In der Diskussion schreibe ich, dass alles gut geklappt hat.
In den Gesprächen mit meinem Betreuer mache ich einen lernbegierigen Eindruck und verspreche immer, seine Anregungen vollständig umzusetzen. Beim Lesen meiner fertigen Arbeit hat er zwar ein ungutes Gefühl wegen meines schwammigen Stils, da meine Ergebnisse aber so schön sind und ich nirgendwo etwas Falsches geschrieben habe, gibt er mir eine gute Note.
Dies ist der ungünstigste Verlauf einer Bachelor- oder Masterarbeit, weil ich durch die gute Note die Chance habe, einen verantwortungsvollen Arbeitsplatz zu bekommen, auf dem ich großen Schaden anrichten kann.